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Julius Fuchs

Julius Fuchs, geboren am 6. März 1888, gestorben am 12. Juni 1958, war ein Radolfzeller Sozialdemokrat und Mitglied des Bürgerausschusses. Zur Zeit der nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen gegen ihn lebte er in der Zangererstr. 10.

Der ausgebildete Schlosser arbeitete als Werkmeister bei Allweiler. Julius Fuchs war mit Gertrud Otten verheiratet und Vater zweier Kinder.

Luftbild Radolfzell   Allweiler Areal   Haselbrunnstraße   Mezgerwaid 1   Um 1933  

Allweiler-Areal, nördlich die Zangererstraße (miittig). Luftbild, um 1933. Urheber unbekannt. Fotoarchiv Markus Wolter.

 

Allweiler Lager Ratoldusstraße  

Werksgelände der Allweiler AG, Zangererstraße und Baracken des ehemaligen "Allweiler-Lagers" für russische und polnische Zwangsarbeiter. Fotografie (Ausschnitt) um 1955. Sammlung Markus Wolter.

Seit 1919 war Julius Fuchs Mitglied der SPD und langjähriger Schriftführer des SPD-Ortsvereins Radolfzell. Von 1923 bis 1933 vertrat er die SPD im Radolfzeller Bürgerausschuss. Julius Fuchs wurde im Rahmen der sogenannten Aktion „Gitter“ am 22. August 1944 durch die Geheime Staatspolizei verhaftet, in das Landgerichtsgefängnis Konstanz eingeliefert und von dort am 23. August 1944 in das Konzentrationslager Natzweiler verschleppt.

Die Aktion „Gitter“ (auch Aktion „Gewitter“ oder „Himmleraktion“ genannt) war eine umfassende Verhaftungsaktion der Gestapo nach dem gescheiterten Attentat des 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler. Sie richtete sich gegen ehemalige Funktionäre und Mandatsträger der bürgerlichen Parteien der Weimarer Republik.

Am 6. September 1944 wurde er in das Konzentrationslager Dachau überstellt und dort am 24. September 1944 entlassen. Zwei Jahre nach dem Krieg beschreibt Julius Fuchs seine Verhaftung rückblickend wie folgt: „Am 22. August 1944 wurde ich morgens 5.45 Uhr im Bahnhof Radolfzell durch den Gestapo Lehmann von Konstanz verhaftet und ohne jede Erklärung durch einen Radolfzeller Polizeibeamten nach Konstanz in das dortige Landgerichtsgefängnis eingeliefert. Am 23. August wurde ich mit noch mehreren Gesinnungsgenossen nach dem KZ Natzweiler im Elsass verbracht. Anfang September 1944 wurde das Lager geräumt und wir kamen alle nach Dachau in das dortige KZ. Hier wurden wir auf das energische Drängen von Angehörigen zweier Radolfzeller Häftlinge am 24. September 1944 entlassen.” Eine solche Intervention ist aufgrund der rigiden Lagerordnung jedoch sehr unwahrscheinlich.

Der SPD-Ortsverein bescheinigte Julius Fuchs am 7.11.1950, dass er in Radolfzell als „Gegner des Hitlersystems“ bekannt gewesen sei. Die „Badische Landesstelle für die Betreuung der Opfer des NS“ hatte ihn bereits 1946 als „aufrechten Antifaschisten“ gewürdigt.

Julius Fuchs Stolperstein  
Stolperstein für Julius Fuchs, Zangererstr. 10, Radolfzell, verlegt am 11. September 2015.

Über die Voraussetzungen, als Opfer der Aktion „Gitter“ Anspruch auf „Wiedergutmachung“ zu haben, wurde Julius Fuchs von den Behörden 1950 wie folgt belehrt:

„Ihr hier vorliegender Antrag kann von uns dem MdF. Abt. IV erst vorgelegt werden, wenn nachgewiesen ist, dass Sie wegen Ihrer politischen Haltung verfolgt worden sind. Die Tatsache allein, dass Sie im Zuge der Himmleraktion in KZ-Lager eingeliefert worden sind, genügt nicht für die Inanspruchnahme des Wiedergutmachungsgesetzes. Vielmehr muss nachgewiesen werden, dass Sie wegen Ihrer gegnerischen Haltung zum NS inhaftiert worden sind.“

Für die erlittene KZ-Haft erwirkte Julius Fuchs vom Landesamt für Wiedergutmachung schließlich eine Entschädigungszahlung von DM 160,–, nachdem er nachweisen konnte, dass seine „politische Haltung“ Grund für seine Verfolgung war.

Lebende Angehörige sind bislang nicht zu ermitteln. Sein Sohn Karl Fuchs pflegte das Familiengrab bis zur Einebnung 1997.

Recherche: Markus Wolter

Patenschaft: SPD Radolfzell

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Quellen:

Wiedergutmachungsakte, StAF 196/1, Nr. 1849. Schreibstubenkarte Julius Fuchs, KZ Dachau, lt. Häftlingsdatenbank Steve Morse; Einwohnermeldekarte, Stadtarchiv Radolfzell (StAR); zu den Friedhofsakten: Friedhofsverwaltung Radolfzell.